Philosophische Beratung: Einführung in die ExistenzEbenenAnalyse (Teil 1)

7/1/14 +++ Einige Leser dieses Blogs haben offenbar Geschmack gefunden an einer speziellen Art des Philosophierens, wie ich sie im Beitrag über die "Neue Phänomenologie" von Hermann Schmitz (im Oktober 2013) angedeutet habe. Sie unterstellen mit Recht, dass dieser Ansatz auch etwas mit meiner eigenen Methode der philosophischen Beratung zu tun hat. Für diese Leser (und natürlich für jeden, der es wissen möchte...) will ich in den kommenden Monaten versuchen, an dieser Stelle einige Grundbegriffe und Denk-/Handlungsfiguren dieser Methode in aller Kürze vorzustellen. Teil 1 beginnt heute mit der Erläuterung des ersten Basisbegriffs, der im Namen an zweiter Stelle steht: "Transzendental-phänomenologische ExistenzEbenenAnalyse" (TEEA).

Der einzelne, denkende Mensch findet sich - gewollt oder nicht - immer schon in Gegebenheiten oder Situationen vor, in denen er gewinnt, was eine (zu) einfache Psychologie vielleicht als "Identität", gebildet in einer "Umwelt", bezeichnen würde. Je genauer der Staunende (wie die alten Griechen den Philosophen-Menschen auch bezeichneten) seine Situation betrachtet, desto mehr "sieht" er sich in Denken, Fühlen, Handeln verstrickt und bestimmt in und durch komplex konstruierte Netzwerke. Das sind zum Beispiel Konventionen einer Gesellschaft/Kultur oder mediengemachte Diskursstandpunkte/Meinungen. Manche nachdenkliche Menschen beunruhigt diese gerade in der modernen Welt und ihrer medialen Allvernetzung verstärkt spür- und erkennbare Situation. Sie grübeln dann darüber nach, auf was man sich "wirklich" verlassen kann, welche "Wirklichkeit" oder "Wahrheit" wenigstens für sie selbst hinter all den Konstruktionen im Alltagsleben "gilt". Oder kurz: Was wirkt da in der Wirklichkeit? Wo liegen die unhinterfragbaren Ausgangspunkte meiner "eigenen" Welt-Interpretation?

Solche Basis-Fragen sind nicht nur etwas für philosophisch-erkenntnistheoretische (Alb-)Träumer. Sie stellen sich vielen einzelnen Menschen, wenn sie in ruhiger Lage staunend und mit etwas Abstand über ihr eigenes Denken und Leben nachdenken. An ihnen (und an einigen weiteren Grundfragen) entzündet sich das philosophische Denken - in der langen (Philosophie-)Geschichte und in unserem ganz untheoretischen, aber sehr komplexen Heute. Gesucht ist stets der "Anfang" oder "Sinn" von allem - und mit der Antwort von Douglas Adams "42" (in: Per Anhalter durch die Galaxis) ist es für die meisten dann doch nicht getan.

Nun gibt es auf solche Fragen natürlich keine wirklich einfache Antwort. Aber es gibt eine philosophische Erkenntnismethode, die sich bemüht, unter dem Schutt all unserer Vorurteile (die selbstverständlich alle unter anderen Gesichtspunkten ihre Berechtigung haben!) das aufzufinden, was Menschen mit "normalem" Verstand und Gefühl ganz empirisch-real als basal Gegebenes, als relativ unbestreitbare Sachverhalte oder Tatsachen akzeptieren.

Ich nenne diese Methode "phänomenologisch" und beziehe mich damit auf den grundlegenden (altgriechischen) Sinn des Wortes "Phänomen" (als das Erscheinende oder Sich-Zeigende) und auf die neuere, in einem ernsthaften Sinne "ganzheitliche", nämlich von den Phänomenen des am eigenen Leib tatsächlich Gespürten (als subjektives, affektives Betroffensein, zum Beispiel in Schmerz, Angst und atmosphärischen Gefühlen) ausgehende Interpretation des Begriffs von Hermann Schmitz: "Ein Phänomen für jemand zu einer Zeit ist ein Sachverhalt, dem der Betreffende nicht im Ernst den Glauben verweigern kann, dass es sich um eine Tatsache handelt." (S. 12 der Einführung in die Neue Phänomenologie von 2009 - Die Tatsachen des Leibes werden von Schmitz eindrucksvoll und umfassend beschrieben.) - Dieser Ansatz ist deutlich unterschieden von der älteren Phänomenologie eines Edmund Husserl (1895 - 1938), die eher als spätidealistische "Wesensschau" von Gehirnarbeitserfahrungen zu verstehen ist. In einer hier nicht im Einzelnen interessierenden bewusstseinsphilosophischen Tradition benutzte Husserl auch den Begriff "Transzendentale Phänomenologie". Ich verwende in meiner Beratungsmethode diese beiden Wörter (transzendental und phänomenologisch) ausdrücklich in einem entscheidend anderen (meiner Ansicht nach natürlich treffenderen:-) Sinn zur näheren Bestimmung des eigentlichen beraterischen Vorgehens in der "ExistenzEbenenAnalyse". Was nun genau hier mit Transzendentalität, auch (aber nicht nur) im Zusammenhang mit den Phänomenen gemeint ist, wird im nächsten Beitrag erläutert werden. Seien Sie gespannt...

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