Die metaphysisch-ontologische Ebene des Seins – Einführung in die ExistenzEbenenAnalyse (Folge 14)

29/5/17 +++ Der Basis-Teil unserer Reihe zur Einführung in die transzendental-empirische Denkweise der ExistenzEbenenAnalyse findet heute mit dem Erreichen der neunten und letzten Ebene im „Trichter des eigenen Lebens“ seinen vorläufigen Abschluss. Auf der „höchsten“ und allgemeinsten Ebene des Seins, die ich mit traditionellen Begriffen als die metaphysisch-ontologische bezeichne, geht es um das Eingebundensein des menschlichen Daseins in ein normalerweise als zusammenhängend gedachtes „Großes-Ganzes“, zu dem der Mensch einen „Zugang“ sucht.

Das „On“ von Ontologie ist das altgriechische Wort für „Seiendes“ (von „enai“, sein). Seit Heidegger spricht man im Deutschen lieber vom „Sein“, wenn – wie hier – so etwas wie der abstrakte Kern der angenommenen Gesamt-Welt oder die Grundstruktur des „Wirklichen an sich“ gemeint ist. Will sagen: Es geht in der „META-Physik“ (also dem, was „NACH der Physik“ kommt, oder dem, was von der Physik vorausgesetzt wird) nicht mehr um gegenstandsbezogenes Wissen, nicht um naturwissenschaftliche Erkenntnis („Physik“) und nicht um gesellschaftliche Ich-Welt-Dialektiken. Hier fragt sich vielmehr mit Heidegger nach Parmenides: Warum gibt es überhaupt etwas und nicht nichts? Oder anders: Wie kommt es zu dem von uns Menschen stets angenommenen oder vorausgesetzten Hintergrund-Zusammenhang von unseren Gedanken mit der Welt der „Dinge an sich“ da draußen? Welche Grundstrukturen, Gegenstände, Prozesse oder vielleicht auch Erzählungen kann es für uns überhaupt „geben“ oder welche machen unsere sogenannte Erfahrung möglich? (Seit einigen Jahrzehnten nennt übrigens auch die moderne Informatik in der Theorie des „Semantic Web“ ihre aufgebauten formalen Repräsentationssysteme „ontologisch“.)

Hier kommen eine Vielzahl philosophischer Grundbegriffe und Kategorien ins Spiel, mit denen der konkret-einzelne Mensch sein Dasein befragen und reflektieren kann: Was ist eigentlich „Existenz“ (und was unterscheidet Sein vom Nichtsein)? Was bedeutet unsere „Individuation“ (formal: numerische Gleichheit) gegenüber unserer Identität (dem, was über die Zeit hinweg gleichbleibt)? Wofür steht die Kategorie „Relation“ (Beziehung von Gegenständen)? Was sind unsere begrifflichen „Universalien“ (formal: qualitative Gleichheit)? Was ist dann „Kausalität“ (auch im totalen Zusammenhang der Welt oder des Kosmos)? Von hier aus gelangt man schnell zu allerlei „Ismus-Fragen“: Was ist zum Beispiel in einem ernsten Sinne Realismus gegenüber Idealismus? Welche seinsbezogenen „Ismus“-Lehren unterscheiden zum Beispiel das „Abendland“ (mit seinem Subjekt-Objekt-Denken) vom „Morgenland“ (mit der verbreiteten Annahme von Kreislaufstrukturen)?

In der philosophischen Beratung geht es auf dieser Ebene gewissermaßen ans Persönlich-Eingemachte in allgemeinsten Begriffen oder Worten: an die ernsteren und "ersten" eigenen „Glaubenssätze“, jetzt auch in metaphysischer, zum Beispiel auch religiöser Ausformung. Was auf allen anderen Ebenen als Teil-Glaubenssatz-Welten diskutiert wurde, kann jetzt gebündelt und ontologisch verallgemeinert befragt werden. Die Frage aller Fragen lautet dabei wohl: Von welchem Seins-Bild aus denke, fühle, glaube, lebe ich?

Hier werden also nahe- und weit-gehende Themen und Fragen besprochen, darunter: die Unterscheidung von Eigenem und Fremdem (heute gerade wieder ganz diskursiv-aktuell in der fälschlicherweise so genannten "Flüchtlingsdebatte"), die Wahrnehmung der leibnah-subjektiven Tatsachen in ihrer ich- und weltbildenden Berechtigung, die Einordnung von Zeit und Tod (Werden und Vergehen) in das eigene Leben, der je eigene Bezug zur Transzendenz in jedwedem Sinn (Gott/Götter, Unsterblichkeit, Freiheit, Kosmos als Weltzusammenhang, Theodizee als moralisches Gottesproblem und viele andere). Häufig stellt sich dann auch die doppelte Glaubens-Gretchen-Frage: Woran glaube ich bewusst-explizit (Gott? Evolution? Genetik? Werte? Außerirdische? Astrologie?) und woran unbewusst-implizit (zum Beispiel an bestimmte allgemeine und besondere Seelenzustände oder Menschen-Gefühle, an hintergründig wirksame soziale Werte)? Und dann natürlich, was Menschen stets bewegt, seit sie im abendländischen Vernunft-Sinne zu denken gelernt haben: Kann ich mein Leben denkerisch-gestaltend „wählen“ oder muss ich so „glauben“ und „sein“, wie ich es eben tue/bin? Bin ich (irgendwie) frei? – Bei all diesen und weiteren Fragen werden ständig die Denkaspekte und Diskussionsergebnisse aus den anderen Ebenen des Seins-Trichters ein- und rückbezogen und bei Bedarf vertieft. So wird die philosophische Beratung zur grundlegend-umfassenden dialogischen Lebens-Philosophie.

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