Einführung in die ExistenzEbenenAnalyse (Folge 3)

18/2/14 +++ "Ich bin, also denke ich." Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? - Im dritten Teil der kleinen Einführung in meine philosophische Beratungs- und Selbsterkenntnis-Methode ("Transzendental-phänomenologische ExistenzEbenenAnalyse") geht es heute um den konstruktiven Zentralbegriff der "Existenz-Ebenen".

Erinnern Sie sich an René Descartes? Der gottesfürchtige Alles-Bezweifler wähnte sich – und damit den Menschen an sich – nach langen „Meditationen“ (die im Frankreich des 17. Jahrhunderts noch nichts mit fernöstlichen Praktiken zu tun hatten, sondern im Nachdenken und Schreiben bestanden) nur an einer Stelle ganz sicher: „Cogito, ergo sum.“ (Ich zweifle/denke, also bin ich.) Seither sucht der europäische Mensch sein Heil im Verstand samt der darauf gegründeten technisch-maschinell orientierten Wissenschaft – und findet es dort doch nicht wirklich. Kein Wunder eigentlich. Denn wer gelassen genug auf die Welt der "Phänomene" (vgl. dazu die Auftaktfolge dieser Reihe) schaut, stellt alsbald fest: Umgekehrt wird aus der tradierten Formel ein passender Schuh! „Ich bin, also denke ich.“

Will sagen: Zuerst „weiß“ ich ganz ohne erkenntnistheoretisch problematische Induktionen oder Deduktionen, dass ich existiere, dass ich ein „Gefühl“ des Lebendig-Seins am eigenen Leibe spüre. Und zu diesem vorgängig ins Sein gebetteten Leib als ganzheitlichem Wesensphänomen gehört dann unter anderem das mehr oder weniger rational-unterscheidende, "klare" Denken dazu ("clare et distincte", sagte Descartes). Dieses Denken ist wesentlich Auslegung des ("subjektiven") Existierens in der ("objektiven") Welt als ganzer. Die Art, wie wir als gewissermaßen denkende Leiber das tun, führt in den Kern meiner philosophischen Arbeits- und Beratungsmethode ("TEEA").

Wir leben und denken nämlich ziemlich unweigerlich in philosophischen Existenzebenen (außer vielleicht in der "Meditation" nach heutigem west-östlichen Sprachgebrauch). Anders ausgedrückt: Ich denke über mich in bestimmten Fragestellungswelten (von "Wer bin ich?" bis "Was ist die Welt?") nach, weil ich in diesen Ebenen mein wesentliches Sein betrachten kann bzw. verstehen möchte. Die Philosophiegeschichte (zumindest die abendländische) ist in dieser Betrachtungsweise ein unabschließbares Gespräch über die sehr realen Grundfragen des (subjektiven) Menschseins.

Ich nenne die übergeordneten "Wirklichkeitsbereiche" bzw. Rahmen-Konstrukte, die wir dabei in Überlieferung und individueller Erfahrung gleichermaßen finden können, die Existenzebenen oder auch die "Felder" des Daseins. Es handelt sich um einigermaßen "rationale" Konzepte, das heißt: Sie sind aus realer Erfahrung der Subjekte in ihren vielfältigen Lebenskontexten oder kulturell-relativen (Medien-) Diskursen sprachlich-diskursiv rekonstruierbar und insofern auch "analysierbar".

Wir interpretieren unser tatsächliches subjektives Dasein stets auf diesen Konstruktionsebenen, teilweise bewusst, größtenteils unbewusst. (Auf diese Weise geben wir uns wohl den nötigen Halt im Leben, dessen stets hintergründig präsente Vergänglichkeit ohne solche Konstruktionen oder Zusammenhangserzählungen wahrscheinlich schwer zu ertragen wäre.) In jedem Fall leben wir auf diese Weise mit einer Vielzahl von tief sitzenden und von eher oberflächlichen "Glaubenssätzen". Über die eigenen Glaubenssätze mehr zu erfahren und sie unter Umständen auch zu verändern, ist für meine Klienten zumeist ein wesentliches Anliegen in der philosophischen Beratung, die mit Therapie oder gar Psychoanalyse nichts zu tun hat, wohl aber mit der auf den Einzelnen bezogenen, eher beschreibenden Analyse der Existenzebenen.

So viel für heute zum Grundbegriff der Existenzebenen. Ich habe für die konkrete Arbeit mit solchen Konzepten übrigens genau neun davon identifiziert und sie in einem Existenz-Grundbild des "Trichters des eigenen Lebens" dargestellt. Um dieses Analyse-Modell wird es in der nächsten Folge der Reihe gehen.

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