Einführung in die ExistenzEbenenAnalyse, Folge 4
5/3/14 +++ Jetzt geht es in unserer kleinen Reihe über meine philosophische Methode (Transzendental-phänomenologische ExistenzEbenenAnalyse, TEEA) ans Konkret-Eingemachte: Heute gibt es einen Überblick über die neun hauptsächlichen "Existenz-Ebenen", mittels deren Analyse man in der philosophischen Beratung zu einer verhältnismäßig "vernünftigen" Einschätzung der jeweils eigenen wesentlichen"Glaubenssätze" und Handlungsoptionen gelangen kann.
Ich habe für die konkrete Arbeit mit solchen zunächst abstrakt aussehenden Konzepten (der TEEA) genau neun diskursiv-konkret rekonstruierbare Ebenen der (individuellen) Existenz identifiziert und sie in einem Existenz-Grundbild des "Trichters des eigenen Lebens" dargestellt. Dieses Übersichtsbild finden Sie am Ende dieses Textes. Es stellt die Ebenen in der Sortierung von oben (abstrakt-allgemein, scheinbar fern vom inneren Ich) nach unten (konkret bis hin zur leiblichen Nähe) dar. Die hier folgenden Kurzbeschreibungen der Ebenen stellen den Trichter absichtlich auf den Kopf. Beide Betrachtungen sind absolut gleichberechtigt, betonen nur tendenziell eher die "Macht" des Einzelnen (hier im Text) bzw. der überlieferten Diskurse (im Bild unten).
Und hier sind nun die neun Ebenen des menschlichen Daseins und Denkens, auf denen sich das jeweils eigene Leben abspielt - zumeist wohl unbewusst, weswegen die philosophische Beratung in der Regel einige Bewusstmachungs-Überraschungen zutage fördert, die als "Aufklärung" in einem klassischen Sinne verstanden werden können, weil sie auf bewusstes (relativ "freies") Wählen in der Lebensgestaltung zielen, gerade wenn sie die im weitesten Sinne kulturell-diskursiven Bedingtheiten des eigenen, ganz persönlichen Daseins formulieren:
Der Leib: unsere basale Lebensebene, auf der wir uns selbst unmittelbar als am Leben und in der Welt spüren - und dessen Konzept dennoch relativ klar aus der in Dokumenten der Überlieferung archivierten (für unsere Gegend: hauptsächlich abendländischen) Tradition zur Verfügung gestellt wird.
Das Individuum: das sich selbst als bewusstes und unbewusstes Ich wahrnimmt und sich zentrale Bedeutung zumisst. (Auch dieses Selbst-Bild ist diskursiv-kulturell erklärbar, was - so funktioniert eben das Grundmodell - auch für alle weiteren Ebenen gilt, bei denen ich nicht mehr extra darauf verweise.)
Familie und nahes Umfeld: Das Ich ordnet sich sein Leben sehr regelmäßig wesentlich im Hinblick auf die Regeln in seiner näheren Umgebung.
Gesellschaft: umfasst die konkrete diskursiv-kulturelle Welt, in der das Ich sich häufig noch so gerade wie zu Hause fühlt. Diese Ebene wird heute besonders stark von alten und neuen Medien bzw. deren inhaltlichen Botschaften ("Wahrheiten", Meinungen) geprägt.
Ökonomie: als reale Existenzbasis, auch im Austausch von Leistungen mit anderen, in der Regel durch so etwas wie Arbeit, die einen stark identitätsstiftenden Effekt hat, der zum Teil auch bewusst wahrgenommen wird.
Die Welt: Der einzelne Mensch steht wie die ganze Gattung in ständigem "Austausch" mit dem, was gern als "Natur" gegenübergestellt wird. Heute gibt es im Bewusstsein der Menschheit so etwas wie eine globale Welt-Natur mit entsprechenden Verantwortungskonzepten ("Ökologie").
Der Mensch: stellt (so lange wir Überlieferungen haben) konzeptuelle Überlegungen zu sich als Gattung (auch in Abgrenzung zum Tier) an, die in der philosophischen Anthropologie behandelt werden können. Unser konkretes Menschenbild ist uns zumeist wenig bewusst, allen Bemühungen des Deutschunterrichts zum Thema "Aufklärung" zum Trotz.
Erkenntnis: Wir fragen uns - wenn wir angefangen haben, über uns auch mit kritischem Abstand nachzusinnen - alsbald, was wir wissen oder glauben können. Das versuchte Auslagern der Erkenntnisprobleme in die modernen Wissenschaften hat unsere eigenen Zweifel nicht ausräumen können. Der Mensch ist halt der denkende Leib, der unter anderem auch nach umfassendem Sinn (oder nach Gott) sucht.
Das Sein: In der philosophischen Tradition ist die allgemeine Metaphysik oder Ontologie zuständig für diese allgemeinste Ebene des menschlichen Daseins. Hier geht es um die "letzten" Grundfragen des Werdens und Vergehens und um die möglichen und wirklichen Strukturen des Seienden. Konzepte von solchen Strukturen bestimmen das Denken und Fühlen des ganz konkreten Einzelnen manchmal mehr, als er sich bewusst einzugestehen vermag.
Auf allen diesen neun Ebenen entwickelt der erwachsene Mensch so etwas wie "Glaubenssätze", also verinnerlichte Regelsätze, die mehr oder weniger bewusst sein können und mehr oder weniger direkt mit seinem Handeln verbunden sein können. Diese Verbindung herzustellen, kann als wesentliche Aufgabe einer "aufklärenden" Existenzebenenanalyse angesehen werden. So zeigt es auch das abschließende Trichter-Grundbild, das noch ein paar hier nicht im einzelnen dargestellte Zuordnungshinweise enthält (zum Einflusskreis des Lebens, zur Verortung der Basis-Intuitionen und der Als-ob-Lebenskonstrukte sowie zu den drei größeren Schichten des Lebens: Glauben, Werte, Sein). Zu einigen dieser Begriffe, Schichten und Ebenen werde ich im weiteren Verlauf der Reihe noch einige Beobachtungen und analytische Hinweise mitteilen.