"Welt" und "Natur" als Seinsebene – Einführung in die ExistenzEbenenAnalyse (Folge 11)

14/8/16 +++ In unserer kleinen Reihe über grundlegende Begriffe der philosophischen ExistenzEbenenAnalyse erreichen wir heute die sechste Daseinsebene, auf der der einzelne Mensch in der real erfahrenen Beziehung zu einem größeren Global-Umgebenden wie „Welt“ oder „Natur“ steht.

Unzweifelhaft steht jeder einzelne Mensch wie die Gattung als ganze in einem ständigen „Austausch" mit dem, was ihm – nicht nur in der Philosophie – gern als „Welt“ und/oder „Natur“ gegenübergestellt wird. Heute gibt es im verbreiteten Bewusstsein der Menschheit (man könnte sagen: in ihrem „Welt-Bild“) sogar so etwas wie eine irdisch-globale Welt-Natur mit zugehörigen Verantwortungskonzepten, die zum Beispiel unter „ökologisch“ geprägten Begriffen wie „Nachhaltigkeit“ öffentlich breit diskutiert werden. Auf der ExistenzEbene „Welt/Natur“ behandelt die TEEA (Transzendental-phänomenologische ExistenzEbenenAnalyse) entsprechend globale und grundsätzliche Fragestellungen, insofern sie den empirischen Einzelnen tatsächlich betreffen. (Die ebenso relevanten, aber nicht selbstverständlich prinzipiell-globalen Umgebungsphänomene „Gesellschaft“ und „Ökonomie“ wurden ja bereits auf den Ebenen vier und fünf bearbeitet.)

In der Philosophie-Geschichte, insbesondere in der deutschen aufklärerisch-idealistischen Tradition, werden in diesem Zusammenhang gern ganz grundsätzlich die Begriffe „Subjekt“ und „Objekt“ gegenübergestellt. Im Kern liegt hier die Vorstellung eines erfahrenden und denkenden Ichs (Subjekt) zugrunde, das sein (Außen-) Anderes als Gegenstand (Objekt) auffasst, der als Natur zum Beispiel wissenschaftlich erklärt und technisch manipuliert werden kann und soll. In einer eher romantischen Traditionslinie steht die Idee im Vordergrund, dass das Ich sich in der Natur als (geheimnisvollem) Welt-Ganzem spiegelt oder in ihr seine eigenen „ganzheitlichen“ Seins-Kräfte sieht und versteht. In der realen Lebenswelt des modernen Menschen treten romantische und aufklärerisch-idealistische Sichtweisen in interessanten Mischungen und wechselnden Gewichtungen auf. So fühlt man sich „der Natur“ beim Waldspaziergang irgendwie nahe – auf dafür vom Forstamt sauber vorbereiteten Wegen. So ist in deutschen Diskursen die Auffassung verbreitet, wir seien von einer an sich mythisch-„guten“ Natur umgeben, der gegenüber (sic!) wir eine Art „Pflegeauftrag“ haben, dem wir wiederum nur mit unseren technischen und wirtschaftlichen Mitteln nachkommen können.

Der Einzelne beschäftigt sich in der modernen Welt nolens volens mit solchen philosophischen Fragen, Widersprüchen oder auch Paradoxa, schon wenn er das kleine Wort „natürlich“ verwendet (und das geschieht erfahrungsgemäß sehr häufig). In der philosophischen Beratung nach der TEEA-Methode kann der Klient seine eigenen diesbezüglichen Denk-Modelle und ethischen Urteile sowie die betreffenden Handlungsschemata gerade auch auf diesem schwierigen, öffentlich wie privat viel bearbeiteten Feld verstehen und bei Bedarf auch verändern. Hierbei können traditionelle philosophische Grundbegriffe wie Wirklichkeit, Raum und Zeit zur Sprache kommen, aber auch eigene Vorstellungen von „Natur“ im Sinne der Evolution („lebendige“ Natur von Pflanzen, Tieren, Menschen) oder auch von der Natur des unbelebten Seins. Auf dieser Analyse-Ebene geht es oft auch um die konkrete „Welt“-Erfahrung des Einzelnen im größeren Zusammenhang der „einen Erde“ (zum Beispiel auf Reisen) und des Kosmos (hier mit mehr oder weniger wissenschaftlicher Welt-Bild-Sicherheit, von theoretischer Physik bis Astrologie). Zu fragen ist immer: Wo stehe ich mit meinem „Welt“-Bild?

Blog